Zitat (tabida @ 01.11.2010 18:59:54) |
Welches sind denn diese "allgemein gültigen Werte"? und wenn es so ist: Warum gelten sie nicht auf der ganzen Welt?
Seidenlöckchen hat z.B. sehr schön erzählt, wie die jüdische Verwandtschaft sich um die Familie kümmert. Dafür beneide ich sie sehr. In der Jüdischen Tradition geht nämlich Familie über alles und Kinder werden sehr ernst genommen.
Aber auch bei den Religionen kann man eben nicht alle über einen kamm scheren. Ich habe sehr ähnlich schlecht Erfahrunge wie Seidenlöckchen gemacht, aber eben auch sehr sehr gute. Ich wurde noch nie von einer Gemeinschaft so offen und herzlich aufgenommen, wie hier in der Kirchgemeinde - war in allen früheren (auch Kirchgemeinden) ganz anders. Ich habe deshalb auch sehr lange der Kirche den Rücken zugedreht. Aber als ich einmal eine sehr sehr schlecht Zeit hatte, war es eben einzig der hiesige Pfarrer, der sich trotzdem um mich gekommert hat und mich wieder aufgebaut (und kein einziges Mal habe ich von ihm gehört, das hätte Gott halt so gewollt). |
diese werte gelten überall. es geht um frieden, hilfsbereitschaft, verantwortung und teilen. und um vieles mehr. abweichungen davon verursachen hass, unglücklich sein und sich ausgeschlossen fühlen.
das ist überall so. denn wer wünscht sich nicht, dass ihm in der not geholfen wird? oder bietet hilfe an, wenn man sieht, sie wird benötigt? es geht beinahe immer um die familie. um die dorfgemeinschaft. um das gemeinsame tragen von verantwortung. denn es bedeutet auch schutz vor angriffen.
gewiss kann man nicht alle über einen kamm scheren. es gibt überall schwarze schafe. auch in meiner familie. meine mutter ist christin. die nächstenliebe geht ihr über alles. jedoch reicht sie nicht, um ihre kinder ihr eigenes leben zu lassen.
sie mag weder meinen mann noch die lebensgefährtin meines bruders. ihre enkeltochter hat sie ein einziges mal gesehen. ihr passt nicht, wie die lebensgefährten ihrer kinder aussehen. und steht mit ihrer meinung allein da.
in meiner schwiegerfamilie gibt es einige entfernte verwandte. sie sind unhöflich und beleidigend. ich glaube, sie wagen es nicht, aus der tradition auszubrechen. wie mein mann und ich es getan haben. und flüchten sich in zynismus und gemeinheiten.
bis ich mich in meinen mann verliebte, hatte auch ich keinen grund, mich zu beschweren. man war nett zu mir. gewiss auch, weil ich die tochter meiner eltern bin. sie sind sehr engagierte gemeindemitglieder.
nachdem meine mutter überall ihr leid geklagt hatte, dass ihre tochter auf einen tätowierten jüdischen mann mit langem haar hereingefallen sei, wurde ich anders behandelt. sein einfluss auf mich sei schlecht. ich sei fehlgeleitet, blind und noch vieles mehr, das so arg unverschämt ist, dass ich es nicht wiederholen werde.
ich ließ mich früher recht leicht von meinen eltern beeinflussen. was nicht schwer war. da ich kaum selbstbewusstsein hatte. nach jahren habe ich erfahren, dass man nur darauf wartete, dass er sich etwas zuschulden kommen ließ. um es gegen ihn zu verwenden. das werde ich niemals vergessen. gewiss waren nicht alle so. doch es zeigt mir, wie dünn die oberfläche von nächstenliebe ist.
nun ist es nicht mehr so arg. denn unser leben ist der beweis dafür, dass sie falsch lagen. nicht ich. ich fragte frühere gute bekannte, was sie denn für ihre mitmenschen täten. außer sonntags in der kirche zu beten, altkleider zu spenden und hin und wieder ein wenig geld zu geben.
mein mann schert sich nicht um religionen. oder christliche werte. doch er lebt nächstenliebe viel mehr als diese menschen, die sich christen nennen. wäre er christ, würden sie ihn loben. er arbeitet in zwei berufen, um unsere kinder abzusichern. ist immer für seine familie da. kümmert sich um alte und kranke und tut, was er kann, um tieren in not zu helfen.
er jedoch erntet dafür von meiner mutter nur stiche. oder von anderen gemeindemitgliedern. da er kein christ ist.
das alles ist mir gleich. denn meine schwiegerfamilie fängt all dies auf. in ihr habe ich einen zusammenhalt gefunden, wie ich ihn niemals für möglich gehalten hätte. obwohl ich keine jüdin bin. ich war katholikin, als ich meinen mann kennen lernte.
niemals haben sie auch nur die andeutung einer frage gemacht, ob ich nicht konvertieren wolle. gewiss auch, weil mein mann selbst nicht gläubig ist. doch ihnen ist der mensch wichtiger. nicht das buch, nach dem sie beten. ihre hilfe kommt unauffällig. und wird respektvoll gewürdigt und angenommen. es muss niemals über ein revanchieren gesprochen werden. oder aufgewogen werden.
zu beginn war ich davon sehr erstaunt, dass man sich so für mich interessierte. und mich herzlich aufnahm. wie sehr man anteil an allem nahm, was ich erlebte. das kannte ich nicht.
später erfuhr ich, wie es mir geneidet wurde. wie es schlechtgeredet wurde. wie das, was ich bereits schrieb. wie hämisch man wurde, weil ich so viel unterstützung von meiner schwiegerfamilie bekam, als meine tochter geboren wurde.
ich fragte, was daran schlecht sei. dass ich immer ansprechpartner hatte. ich nicht wochenlang übermüdet war und mein haushalt nicht wie ein schweinestall aussah. dass ich auch zeit für mich und meinen mann hatte. und mein kleines immer wohlumsorgt wusste. als antwort hörte ich, man müsse doch als ehefrau und mutter selbständig sein. nur für die familie da sein. :blink:
doch ich bekam keine antwort, als ich sagte, dass man mir und meiner familie nächstenliebe schenkte. und man mich niemals allein ließ mit meinen sorgen als unerfahrene junge mutter. gewiss wurde mir auch das angekreidet. dass man als mutter alles zu wissen habe und nichts fragen dürfe. :hihi:
diese unterstützung nehme ich sehr gern an. und habe kein schlechtes gewissen dabei. denn wenn man etwas gibt, bekommt man im gleichen augenblick etwas dafür. die gewissheit, dass die hilfe gern angenommen wird. dass man nicht hilflos ist. etwas geben kann.
dein pfarrer war gewiss sehr nett. einen solchen pfarrer würde ich auch mögen. jedoch muss ich nicht mögen, was seine kirche denkt. oder ihm zu handeln eingibt. und es ist eine bestätigung dessen, was ich glaube. der mensch ist wichtig. nicht die religion, der er angehört. :blumen: