Zitat (Cambria @ 19.12.2011 22:05:53) |
Auch ohne Folsäuretabletten ist die Situation von Neugeborenen deutlich besser als während des Weltkrieges oder direkt danach.
Ich wundere mich einfach nur, was für ein unglaubliches Trara um Schwangerschaft ect. gemacht wird. Meine Schwägerin ist grade schwanger und wird von allen Seiten zugeballtert mit "Du musst blablabla sonst blablabla", "Wenn du nicht blablabla, dann Katastrophe" und so weiter.
Ich sag ja nicht, dass man Schwangerschaft ala Steinzeit durchziehen soll, aber irgendwie wird das alles so mit Druck versehen, auch nur unbedingt und ja und unter allen Umständen alles superperfekt zu machen, dass es mir manchmal so vor kommt, als ginge man so ein wenig davon aus, als sei es die Schuld der Eltern, bzw. insbesondere der Mutter, wenn eben nicht alles top mit dem Nachwuchs ist. Denn sie hätte ja X oder Y oder Z machen sollen. |
und manches leiden hätte sich durch verbesserte folsäurezufuhr, ob nun durch präparate oder ernährung, leicht verhindern lassen. die katze beißt sich ab nun in den schwanz.
das argument, früher hatte man das auch nicht, ist für mich gleichbedeutend mit "ich habe sehr viel in der schwangerschaft geraucht und auch getrunken, meine kinder sind gesund zur welt gekommen, also schadet es nicht, in der schwangerschaft zu rauchen und zu trinken".
wenn du alles als trara bezeichnen willst, was zum schutz von mutter und kind getan oder unterlassen wird, kann man auch auf den mutterschutz verzichten, schwangere gehen wieder in nachtschichten arbeiten und arbeiten weiterhin im akkord.
als schwangere ist man normalerweise weder krank noch unbelastbar, jedoch auch nicht genauso belastbar wie vorher, vor allem nicht in den letzten paar wochen. heldenberichte von frauen, die auch dann noch genauso gearbeitet haben wollen wie vorher und jede schonung von kolleginnen oder anderen bekannten frauen verächtlich als bevorzugung, ausnutzen der situation und simulieren von verminderter kraft bezeichnen, dürfen das gern auf toilettenpapier niederschreben, denn alles andere wäre verschwendung.
deine schwägerin tut mir leid, aber sie muss selbst wissen, was sie menschen entgegnet, die sie mit allerhand ratschlägen entweder erfreuen oder nerven. den druck kann man sich auch selbst machen oder sich auf ihn einlassen.
und selbstverständlich hat man als werdende mutter sehr viel einfluss auf das wachstum und die gesundheit des kindes. meine schwägerin liebt lakritz, vor allem die starken sorten, und sie erwartet ein kind. sie wird vorsichtshalber völlig darauf verzichten, ebenso auf kaffee, und ein glas wein zum abendessen ist auch gestrichen.
von den einen kommt "ach nun, jetzt bist du gerade ein wenig schwanger und schon kannst du nicht mehr normal denken", von den anderen hört sie "und jeden tag mindestens eine stunde die füße hochlegen! natürlich darfst du nicht mehr mit deinem mann schlafen, und auto fahren würde ich auch nicht mehr! sport ist schädlich für das kind, du musst viel ruhen!".
es gab noch mehr unsinn, und sie wird sich auch das nächste halbe jahr noch mehr davon anhören müssen. hinweise auf f.a.s. werden von solchen leuten als spinnerte faseleien von wissenschaftlern und ärzten abgetan, die zu viel freizeit oder ein starkes geltungsbedürfnis haben. um nur ein beispiel zu nennen.
vieles ist erwiesen schädlich, anderes bei guter verfassung unbedenklich. nach zwei ausgetragenen kindern kann ich sagen, dass vieles tagesformabhängig ist, dann aber trotzdem nicht zu empfehlen ist. bei meiner tochter habe ich mich beinahe die ganze zeit über sehr gut gefühlt, ich konnte fast immer wunderbar schlafen. ich hätte auch noch genügend kraft gehabt, eine volle getränkekiste im letzten monat die drei stockwerke hochzutragen. langsamer, gewiss, aber es hätte mir nichts ausgemacht. aus vernunftsgründen habe ich es natürlich nicht gemacht.
bei meinem sohn war ich in den letzten wochen deutlich müder und erschöpfter. ich hätte nicht einmal eine leere kiste nach oben getragen. am ehesten hätte ich mich mit einen gestrandeten wal verglichen.
ich wünsche jeder schwangeren frau, dass sie nicht, wenn es dazu keinen anlass gibt, als schwerkranke behandelt wird, jedoch auch, dass ihr nicht mehr alles zugemutet wird, weder körperlich noch seelisch, was ihr und dem kind schaden könnte. das kind kann sich nicht wehren, und es kann nicht flüchten.