Den Jungen weniger lernen zu lassen, ist sicher der falsche Schluss aus allen Kommentaren, die doch von vielen Seiten das Problem beleuchtet haben.
Aus eigener Erfahrung als Mutter und Lehrerin weiß ich, dass Eltern manchmal mehr Ehrgeiz haben, als für ihre Kinder in der aktuellen Lebenssituation gut ist. Andererseits gibt es auch Phasen in der schulischen Laufbahn eines Kindes, wo nur der elterliche Ehrgeiz die Kinder durch ein Leistungstief (wodurch auch immer verursacht) hindurchbringt. Was ist grundsätzlich schlecht an elterlichem Ehrgeiz? Wir wollen als Eltern doch das Beste für unsere Kinder, das diese oft noch nicht erkennen können, weil ihnen eine gewisse Lebenserfahrung fehlt.
Soll man Kindern vorleben, ohne Ehrgeiz das eigene Leben anzugehen? Damit erzieht man sich eine Generation von rein nach dem Lustprinzip handelnden Menschen, arme Gesellschaft, die daraus entsteht!
Über gesunden elterlichen Ehrgeiz geht allerdings hinaus, wenn man sein Kind fremdbestimmt, d.h. eigene, nicht erreichte Ziele vom Kind erreichen lassen will und des Kindes Fähigkeiten dabei nicht berücksichtigt.
Es hat noch nie jemand behauptet, dass
Erziehung von Kindern das reine Honigschlecken ist. Warum glauben heute so viele Eltern, dass Kinder in ihrem Leben so nebenher mitlaufen können, dass sie sich von ganz alleine erziehen, möglichst noch entgegen dem schlechten Vorbild der Eltern?
Eltern sein bedeutet Zeitaufwand, Konsequenz, Sich-Bemühen um einen Menschen, der von uns abhängig ist. Es bedeutet Zuhören und Respekt gegenüber dem jungen Menschen, der ins Leben hineingeleitet werden will und soll.
Nicht ins Leben laufen lassen, sondern ins Leben geleiten soll das Prinzip der Erziehung sein. Anfangs mit mehr Hilfestellung und Grenzen durch die Eltern, mit zunehmendem Alter des Kindes mit immer mehr Eigenständigkeit und Selbstverantwortung.
Der Junge ist mit seinen 11 Jahren durchaus in der Lage, entsprechend seines Stundenplanes einen häuslichen Lernplan auszuarbeiten. Der sollte nach der Schule eine Ruhephase aufweisen, danach sind Hausaufgaben dran.
Jede Schule hat Richtzeiten über die Dauer von Hausaufgaben in den einzelnen Fächern und Jahrgangstufen, die sollten Eltern erfragen, wenn sie unsicher sind, wie lange das Kind nachmittags noch für die Schule arbeiten soll.
Regel sollte sein, alle Hausaufgaben an dem Tage zu erledigen, an dem sie aufgegeben wurden, so wird nichts vergessen. Ausnahmen nur dann, wenn eine Stunde für alle Hausaufgaben insgesamt überschritten wird (bei einem 11-jährigen), dann wird am nächsten Tag weitergearbeitet. Nach dieser Stunde ist dann Schluss mit Hausaufgaben und Lernen, auch Mutter muss sich daran halten! Freiwillige Mehrleistung des Kindes sollte man allerdings nicht abblocken, aber sanft lenken, Kinder können auch in jungem Alter schon von falschem Ehrgeiz zerfressen werden.
Die Idee, für Leistung Pluspunkte zu vergeben, lässt sich gut mit einer Stundenplanung verbinden: hat das Kind die zwischen Eltern und Kind vereinbarte häusliche Lernzeit eingehalten, gibt´s Pluspunkte für einen Wunsch des Kindes.
Wenn sich sowohl Eltern als auch das Kind an solche eine Vereinbarung halten, dürfte der Konflikt um Hausaufgabenzeiten weitestgehend vom
Tisch sein. Zudem lernt das Kind, dass Vereinbarungen nicht nur von seiner Seite eingehalten werden müssen, sondern dass es daraus auch für sich eine gewisse Sicherheit ziehen kann, das andere sich an diese Vereinbarung halten ( Pflichten und Rechte stehen in Korrelation zueinander).
Und das wichtigste Prinzip im Umgang mit Menschen, ganz besonders mit Kindern: Was Du nicht willst, das man dir tu´, das füg´ auch keinem anderen zu!