Zitat (sunshine0607 @ 09.03.2008 11:07:41) |
Dann frage ich mich echt warum du dann so denkst wenn du selber da gearbeitet hast. Kann ich nicht verstehen. Wenn du echt Ahnung hast dann würdest du anders reden. Und nein, es war früher nicht schlimmer, das ist es jetzt erst geworden. Früher hatte man eindeutig mehr Personal und konnte sich um jeden Bewohner individuell kümmern das geht jetzt eindeutig nicht mehr, heute ist es Akkordarbeit und ist das Sinn und Zweck? Ich glaube nicht, die bezahlen genug für die Zimmer und Rundumversorgung, aber das Personal geht kaputt wie du ja auch bist, gesundheitlich.
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Es waren auch früher keine guten Arbeitsbedingungen, z. B. EINE Schwester für über 100 Leute im Nachtdienst, darf heute ja gar nicht mehr sein.
Aber schwieriger als im Heim ist es in der ambulanten Pflege, da hat man nicht unbedingt die erforderlichen Gerätschaften zur Verfügung, muß viel improvisieren. Hinzu kommt der enorme Zeitdruck, wenn man z. B. im Winter abgelegene Gehöfte nur schwer erreicht, der nächste aber schon wieder auf seine Spitze wartet.
Oft kommen dann noch Angehörige dazu, die völlig überfordert sind und oftnmals einfach Zuspruch brauchen. Von den hygienischen Bedingungen will ich erst gar nicht reden.
In einem gebe ich dir recht: richtig schlimm wurde es 1995 mit Einführung der Pflegeversicherung. Von da an kam eine Menge Bürokratie hinzu, die viei Zeit kostet und da Zeit Geld ist.......... Es ist schon auffallend, dass auf einmal massenhaft private Pflegedienste aus dem Boden schossen, während es vorher fast ausschließlich die Wohlfahrtsorganisationen waren, die sich um Alte und Kranke kümmerten.
Ich will jetzt aber auch die andere Seite schildern, auch wenn es etwas dauert.
Meiner Fünfjährigen wurden die Mandeln entfernt, damaliger Krankenhausaufenthalt: ca. eine Woche. Aufgrund Personalmangels bekam ich nicht frei, konnte mich also nicht mit aufnehmen lassen. Ehrlich gesagt, sah ich dazu auch nicht unbedingt eine Veranlassung. Mein Kind war zwei Jahre zuvor bereits drei Wochen in einem anderen Krankenhaus gewesen, wo Eltern grundsätzlich nicht mit aufgenommen wurden und hatte dort keinerlei Probleme gemacht oder gar Schäden zurückbehalten. Im Gegenteil, nachdem es ihr besser ging, sah sie in dm Krannkenhauss eine Art erweiterten Kindergarten und fühlte sich pudelwohl. Dennoch, wäre es mir beruflich möglich gewesen, hätte ich mich diesmal mit aufnehmen lassen, weil ich natürlich soviel Zeit wie möglich bei meinem kranken Kind verbringen wollte. Aber es ging eben nicht und Schwestern sahen mich ziemlich schhief an, als wäre ich zu faul, mich um mein Kind zu kümmern.
Allerdings hatten mir meine Kolleginnen soweit es ging Patienten abgenommen, so dass ich bereits vor dem Mittagessen im KHS sein konnte. Da stand dann noch das
Frühstück auf dem Tischchen, nebst Medikamenten, das Kind war weder gewaschen noch umgezogen, nocht sonst etwas. Zuerst sagte ich nichts, am zweiten Tag aber sprach ich mit der Schwester. Um das
Waschen ging es mir nicht, es spielt keine Rolle, ob das morgens die Schwester oder mittags ich selber mache. Aber ich kann einer Fünfjährigen, und schon gar nicht einer frisch operierten Fünfjährigen, das Tablett und die Medizin hinknallen und dann wieder gehen.......... friss oder stirb!! Die Schwester holte tief Luft und ich hab ihire Worte noch heute im Ohr: "Gute Frau (das allein hab ich schon gefressen), haben Sie schon mal was von Pflegenotstand gehört?"
Da war sie bei mir natürlich genau an der richtigen Adresse. mein lieber Schwan, der hab ich vielleicht was erzählt. Das war ja genau der Grund, weshalb ich nicht rund um die Uhr bei meinem Kind sein konnte und mich auf die Pflege durch die Schwestern verließ. Ich hab mich dann auch noch beim Chefarzt beschwert, der den Namen der Schwester verlangte. Ich nehme mal an, dass sie zur Rechenschaft gezogen wurde, völlig zurecht. Es kann nicht angehen, dass ich meine eigene Überlastung an den Hilflosesten überhaupt auslasse.
Und darum werde ich auch stinksauer, wenn ich sowas lese.
Und noch etwas in
Bezug auf "Waschen und Dreck". Natürlich wird man im Bett nicht "dreckig". Aber wer jemals schwer krank und praktisch bewegungsufähig im Bett liegen musste, der weiß, welche Erfrischung und welche Erleichterung ein feuchter
Waschlappen bringt. Nicht lebensnotwendig, sicherlich, aber ungemein erfrischend und erleichternd.
Der kranke Mensch, der kann nichts für die Ausbeutung des Pflegepersonals und grade ihm darf man den Frust darüber auch nicht spüren lassen.