Kanns mir jemand erklären? Urlaub in der Türkey

Wir sind gerade aus dem Urlaub zurückgekommen, zwei Wochen Türkey, aaah, wie guuut! Wir waren jetzt das dritte mal dort, weil es so toll ist.
Ich hab viele gute Bekannte und Freunde aus der Türkey, ich mag das Land und das Volk sehr! Missversteht meine Fragen also bitte nicht abfällig oder negativ, aber einige Sachen verstehe ich wirklich nicht!

Zuerst die wichtigste: Warum wird Raki milchig-trüb, wenn man Wasser dazugibt?

Ich hab dort die freundlichsten, besten und zuvorkommendsten Kellner kennengelernt, auch nachdem es Trinkgeld gab, und auch ohne Trinkgeld. Die Händler sind auch noch freundlich, wenn nichts gekauft wird. Die Jugendlichen sind nett und adrett. Die Parks sind sauber. Meine sehr blonde Tochter konnte durch die Strassen gehen, ohne angebaggert zu werden, was in Italien und Spanien absolut unmöglich ist. Wo kommen die Leute her, mit denen wir in den Grossstädten so schlimme Probleme haben?

Ich hab mir die dortigen Schulen angesehen, auf diese Sache hin mit der Schule in Berlin. In den Schulen wird Schuluniform getragen. Die Schulhöfe sind sauber, es gibt sogar Sportmöglichkeiten dort, in einwandfreiem Zustand. In einer Mittelstufe oder sogar Oberstufe haben sich die Schüler nach der Pause in Zweierreihe aufgestellt und sind ins Schulhaus gegangen, offensichtlich ohne Zwang. Was läuft an unseren Schulen falsch?

Warum sehe ich in Antalya weniger Frauen mit Koptuch als in Offenbach?

An den schönsten Stränden läuft eine Autobahn (oder so etwas ähnliches) entlang, die Hotels stehen an Kieselstränden. Warum nicht anders herum?
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Tipp von Bernhard aus der Redaktion:

Ich empfehle dir einen Reiseführer, weil er wertvolle Einblicke in die Kultur, Traditionen und das Alltagsleben in der Türkei bietet. Damit könntest du die dir aufgefallenen Unterschiede besser verstehen und deine Fragen gezielt recherchieren.

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Warum trüben sich Anisschnäpse milchig ein, wenn Wasser hinzugefügt wird?

Anisschnaps wird unter Verwendung der Samen von Sternanis hergestellt. Er enthält neben ätherischen Ölen, Anethol, auch einen fetten Ölanteil. Die Anisöle werden dann mit anderen aromagebenden Substanzen - je nach Rezeptur Minze, Fenchel, Koriander, Nelken oder Süßholz - entweder vor dem Brennen mit Alkohol extrahiert, oder, wie beim Pernod, zusammen destilliert. Das Destillat wird dann mit Wasser, Zucker und dreifach destilliertem Alkohol versetzt. Die Destillation bewirkt eine solche Partikelverkleinerung, dass eine transparente Flüssigkeit entsteht, die einen mikroemulsionsähnlichen Zustand annimmt. Der Schnaps ist - obwohl Öl und Wasser drin sind - klar. Wenn man nun in den Anisschnaps Wasser hineingießt, dann entsteht eine Öl-in-Wasser-Emulsion, die trüb ist. Zur Erinnerung: Wenn man Wasser und Öl einfach so zusammenschüttet, dann entmischen sich diese beiden Flüssigkeiten. Das Öl schwimmt anschließend oben, das Wasser unten. Sie sind durch eine Phasengrenze voneinander getrennt. Wenn aber nun ein Emulgator hinzukommt, dann verbinden sich beide Phasen miteinander. Das passiert, indem der Emulgator das Öl in winzige Tröpfchen verpackt, die sich dann im Wasser verteilen und dadurch die Flüssigkeit eintrüben. Und genauso kann man sich den Vorgang vorstellen der abläuft, wenn Wasser in den ölhaltigen Schnaps gegossen wird. Aufgrund der geringen Größe der Anisöltröpfchen entsteht durch das bloße Hineingießen eine relativ stabile Emulsion. Das Anethol und andere Bestandteile des Anisschnaps fungieren als Emulgatoren. Ein mit Wasser verdünnter Anisschnaps ist also nichts anderes als eine Emulsion. Übrigens: In der Türkei heißt diese köstliche Emulsion auch "Löwenmilch". Also dann: Prost, à votre santé oder þerefe!

Bearbeitet von FranzBranntwein am 24.04.2006 18:12:36
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Zitat (Lirio @ 24.04.2006 - 18:01:46)
Ich hab dort die freundlichsten, besten und zuvorkommendsten Kellner kennengelernt, auch nachdem es Trinkgeld gab, und auch ohne Trinkgeld. Die Händler sind auch noch freundlich, wenn nichts gekauft wird. Die Jugendlichen sind nett und adrett. Die Parks sind sauber. Meine sehr blonde Tochter konnte durch die Strassen gehen, ohne angebaggert zu werden, was in Italien und Spanien absolut unmöglich ist. Wo kommen die Leute her, mit denen wir in den Grossstädten so schlimme Probleme haben?

Warum sehe ich in Antalya weniger Frauen mit Koptuch als in Offenbach?

Ich war letztes Jahr das erste Mal dort und genauso habe ich es auch empfunden.
wir haben uns rundum wohlgefühlt. Und irgendwie fanden wir es beschämend, den Unterschied zu sehen, wie freundlich wir aufgenommen wurden und wie wir bei uns teilweise mit unseren türkischen Mitbürgern umgehen.
Das die Türken in Deutschland so anders sind, das hat Gründe.
wir hatten einen unglaublich guten Reiseführer, der uns alles über die Türkei erzählt hat, angefangen von der Gründung bis hin zur Öffnung zum Westen und der heutigen Zeit.
Es ist zu umfangreich, um das hier zu erörtern, aber eins ist uns jedenfalls klar geworden. Die Türken, die hier leben - teilweise schon sehr lange - bekommen die Veränderung in ihrer Heimat nicht mit. Sie beharren auf ihren alten Traditionen und Gebräuchen, die in der Türkei gar nicht mehr so wesentlich sind. Der Fortschritt geht an ihnen vorbei.

In den Schulen und allen öffentlichen Ämtern ist das Tragen von Kopftüchern verboten. Wir haben die ganze Türkei durchfahren und nur in ländlichen Dörfern, hauptsächlich ältere Frauen mit Kopftüchern gesehen.

Wir hatten den besten Urlaub, den man sich vorstellen kann und wir freuen uns schon auf das nächste Mal.
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Zitat (Die Außerirdische @ 24.04.2006 - 18:25:15)
Die Türken, die hier leben - teilweise schon sehr lange - bekommen die Veränderung in ihrer Heimat nicht mit. Sie beharren auf ihren alten Traditionen und Gebräuchen, die in der Türkei gar nicht mehr so wesentlich sind. Der Fortschritt geht an ihnen vorbei.

Dieses Phänomen ist bei allen Auswanderern zu beobachten. Man findet einen sehr starken (übertriebenen?) Bezug zu Traditionen und Werten aus der "alten Heimat" wieder. War auch gut zu beobachten bei Deutschen, die in die USA ausgewandert sind.
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Zitat (Didi die Große @ 24.04.2006 - 18:29:05)
Zitat (Die Außerirdische @ 24.04.2006 - 18:25:15)
Die Türken, die hier leben - teilweise schon sehr lange - bekommen die Veränderung in ihrer Heimat nicht mit. Sie beharren auf ihren alten Traditionen und Gebräuchen, die in der Türkei gar nicht mehr so wesentlich sind. Der Fortschritt geht an ihnen vorbei.

Dieses Phänomen ist bei allen Auswanderern zu beobachten. Man findet einen sehr starken (übertriebenen?) Bezug zu Traditionen und Werten aus der "alten Heimat" wieder. War auch gut zu beobachten bei Deutschen, die in die USA ausgewandert sind.

Wahrscheinlich ist das tatsächlich so.
Ich werde nie in meinem Leben auswandern (glaub ich jedenfalls), aber für mich persönlich würde ich mich dann fragen, warum gehe ich weg, wenn ich meine "alte Heimat" zu fast 100 % mit mir nehme und mich auf diese Weise sehr stark von meiner "neuen Heimat" abgrenze?
Na ja, ich bin viel zu bodenständig, ich bleib hier :)
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Zum ersten sind Touristen Hochburgen und Großstädte in der Türkei nicht mit den Dörfern und dem platten Land zu vergleichen. Istanbul ist sehr westlich orientiert und als Zentrum durchaus mit NewYork, London oder Paris vergleichbar.

Dann sind Leute, die von Touristen leben und ständig mit Ihnen in Kontakt sind natürlich auch erfahren im Umgang mit Ihnen. Und Gastfreundschaft ist in diesen Ländern, auch bei den allerärmsten, Gottespflicht. Selbst im letzten andalusichen Kaff wird dem Wandersmann Tee kredenzt.( Im Süden der USA wirst du höchstens erschossen :unsure: )

Nach der Trennung von Staat und Religion durch Atatürk ist auch der Schulunterricht eher europäisch ausgerichtet, Koranschulen sind in der Türkei verboten, hier gibt es sie.

Auf dem Land sieht es vielerorts anders aus. Und die meisten Gastarbeiter kamen ursprünglich aus diesen Gegenden ( der Spottname "Anatolienbomber" rührt daher) Diese Leute waren oft arm, ungebildet und hatten auch in der Türkei nichts mit den Städtern zu tun.

In der Türkei gibt es drakonische Strafen für bestimmte Vergehen, über die deutsche Justiz lachen die sich kaputt. Warum ist "Mehmet" wohl in der Türkei nicht mehr straffällig geworden?
Und dort ist Familie nicht nur etwas, um sich abzugrenzen, sondern da hat der Patriach wirklich noch das Sagen. Die Familie ist geprägt vom Respekt ( nicht der Angst) gegenüber den Älteren. Auch in aufgeklärten, westlich orientierten Familien. Und Schulbildung ist dort ein (teures) Privileg, vom Abschluß ist die spätere Karriere abhängig. Dort würde sich keiner erlauben, den Lehrern auf der Nase rumzutanzen, sonst kann er Straße kehren.

In Deutschland suchen sich die Jungs und Mädels die Rosinen raus, machen ansonsten was sie wollen und lachen sich einen Ast über uns.
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Ich hatte mal ein interessantes Gespräch mit einem türkischen Geschäftsmann, der beruflich in Deutschland zu tun hatte. Der meinte, die Türken, die nach Deutschland gingen, damals, als wir Gastarbeiter brauchten, waren die, die es daheim zu nichts gebracht hatten. Die waren entweder Eselstreiber aus der Pampa (seine Worte!) oder gescheiterte Existenzen. Ein gut ausgebildeter, erfolgreicher Türke würde den Teufel tun uns auswandern. Damals wie heute. Ob das nun seine persönliche Meinung war oder Fakt, das kann ich nicht beurteilen.
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Mein türkischer Kumpel wird das auch öfter gefragt und darauf sagt er immer, dass es in der Türkei so ist wie überall sonst auch. Wo viele Touristen aus dem Westen rumlaufen, hat man sich drauf eingestellt. Die Leute in den Großstädten sind natürlich auch viel moderner und in vielem gelassener als auf dem Land, wie in Deutschland auch.
Klaro, dass da auch mehr für die Sicherheit getan wird. Schick deine blonde Tochter nachts in ne stille Ecke, wo keine Touristen rumhängen, vielleicht in nem ländlicheren Gebiet, und die ist da genausowenig sicher wie in Deutschland in ner vergleichbaren Ecke.

Wer hats geschrieben hier? Politik und Glaube sind getrennt, Kopftücher sind z. B. in der Schule und und und verboten.

Mein Kumpel ist Sohn eines gläubigen Moslems, der, als er in Deutschland ankam, seinen Glauben mehr nach innen kehrte und wenig Wert auf Äußerlichkeiten legte. Seine Kinder hat der mit seiner Frau so erzogen, dass die sich selber entscheiden durften, wie sie sich kleiden, ob die in die Moschee gehen und sowas. Der kam zwar nicht vom platten Land, kannte aber beides, die starken Traditionen und auch das Annehmen der westlichen Lebensweise. Sein Bruder dagegen regt sich derbe drüber auf, dass sein Neffe lange Haare hat, seine Nichte ohne Kopftuch, mit kurzem Rock und so rumrennt und dass er in seinem Heim Gäste verschiedener Abstammungen und Glaubensrichtungen hat.

Letztens meinte mein Kumpel noch: Mit den Türken, die hier Ärger machen, wollen viele Türken in der Türkei auch nix zu tun haben und das stört die, dass die alle in einen
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