Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Es sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht
des Lebens nach sich selbst.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
und obwohl sie mit euch sind,
gehören sie euch doch nicht...
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben verläuft nicht rückwärts,
noch verweilt es beim Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Khalil Gibran
Wir haben unsere Kinder ganz bewusst zur Selbstständigkeit erzogen!
Unsere Große teilte uns in einer ungünstigen Zeit mit, dass sie ausziehen wolle. Ich lag gerade für längere Zeit im Krankenhaus und hätte die Zeit der Genesung für mich gebraucht. Das hat einige Spannungen mit sich gebracht. Heute ist sie verheiratet und wir haben ein gutes Verhältnis.
Am Montag geht meine Zweite (19) für 1 Jahr nach Peru um dort den Ärmsten Kindern in den Slums von Arequipa ein Stück das Leben zu erleichtern. Oh ja, wir lassen sie gern gehen, denn wir haben sie ja zur Selbstständigkeit erzogen. Wir wissen auch – und konnten es in der Vorbereitungszeit beobachten – sie findet auch in schwierigen Situationen einen (ihren) Weg.
Und doch reißt es eine Wunde ins Herz! Sie wird so weit weg sein. Kein abendlicher Plausch ist mehr möglich, kein "Mama, kannst du mal kurz schauen"! Kein schneller Anruf – keine SMS! Was wird sie dort vorfinden? Wird sie an ihre Grenzen kommen? Wird sie krank werden oder ausgeraubt? Findet sie Menschen, die ihr ein Stück Geborgenheit und Nähe schenken?
Viele Fragen sind in mir eingeschlossen. Nein, ich werde sie nicht spüren lassen, wie es mir geht.
Sie hat sich den Spruch ausgesucht:
Wer unter dem Schirm des Höchsten wohnt,
wer im Schatten des Allmächtigen ruht, der
darf sprechen zum Herrn: Bei dir finde ich Zuflucht, du schützt mich, wie eine Burg! Mein Gott ich vertraue dir!“
Mit diesem Vertrauen wollen wir sie gehen lassen.
Wie habt ihr das Loslösen eurer Kinder erlebt?
Bearbeitet von Paradiesvogel am 10.08.2006 12:30:36