nein, ich bin nicht der Meinung, das eine gemobbte Person quasi automatisch zum Mobber wird. Ich meinte, es hinterläßt Spuren in dir. Du musst es aufarbeiten, als 'falsch' oder eben 'nicht erstrebenswerte Handlung' erkennen - was du ja offensichtlich schon getan hast, Respekt, ganz ehrlich.
Ich kenne genug 'Karrieren', wo Mobbing eben gerade durch eigenes Erleben als erstrebenswerte Eigenschaft gilt. Da ist es schwer, zu hinterfragen, da müsste sich jeder selbst hinterfragen, ... womit wir wieder beim Idealismus wären. Ist Idealismus eigentlich nur Kommunisten und Sozialisten erlaubt? Oder geht Idealismus auch ohne 'Religionszugehörigkeit' ? Die Frage war wohl zu Ernst,um ironisch gemeint zu sein.
Wenn ich meinen Idealismus nicht mehr hätte, wenn ich wirklich der festen Überzeugung wäre, die Menschen sind eben so, brutal und unempfindsam gegenüber dem Nächsten, und sie können sich auch nicht ändern, dann hätte ich schon längst Schluss gemacht in der Hoffnung, im nächsten Leben als Tier wiedergeboren zu werden, sie haben wenigstens Anstand und Moral, sofern ich nicht gerade das Pech hätte, in die Mühlen der Massentierhaltung zu geraten
Ich finde, indem wir Gewalt einfach hinnehmen, das ist eben so, früher hätten wir wohl mit Gottes göttlicher Ordnung argumentiert, indem wir diese Gewalt hinnehmen legitimieren wir sie, wer schweigt stimmt zu.
Das wird jede bestätigen können, die selbst mal gemobbt wurde, da kommt oft und gerne: wieso, was hast du, ist doch nichts dabei, anscheinend bist du die einzige die damit ein Problem hat, alle anderen finden's toll. Finden alle anderen es toll, oder schweigen sie und hoffen, der Kelch möge an ihnen vorüber gehen?
Wenn sie schon ihre Meinung zu Klamotten so beschnitten wird, wie sieht es dann mit ihrer Meinung zu anderen Dingen des Lebens aus? Erst kommt die äussere Gleichförmigkeit, und die innere ist dann nicht mehr weit - womit wir wieder beim Kommunismus und Sozialismus wären, aber diesmal ohne Idealismus.
Ich wundere mich echt, wenn jemand sich hier als überzeugter Kommunist outen würde, der könnte ja gar nicht so schnell rennen, aber was hier an Ideen kommen, steht dem Kommunismus in nichts nach, Diktatur ist Diktatur, und das beginnt bei so lächerlichen Kleinigkeiten wie der Wahl der Kleidung. Kleidung sollte vor Wind und Wetter schützen, und wer will kann über seine Kleidung ohne Ende Botschaften senden, zum Beispiel 'lass mich in Ruhe' 'ich suche Gesellschaft' 'vorsicht - bissig' ... ganz nach Belieben. Fertig.
Wenn uns das Diktat der Mode dazu zwingt, uns gegenseitig zu verprügeln, die Schuhe von den Füßen zu reissen oder die Jacken zu klauen, dann stimmt mit diesem Diktat was nicht. Stattdessen lassen wir uns neue Uniformen diktieren. Ah ja. Wer also einen Frosch im Hals hat, sollte einen Storch verschlucken. Hm. Alles klar.
Beam me up, Scotty!
Himmel, hilf!
PS: Ganz 'toll' fand ich übrigens die Problemlösung: wenn wer meine kleine Schwester verprügelt, dann verprügel ich den zurück, jawoll! So haben sich ganze Familienverbünde über Jahrhunderte damit beschäftigt, immer wieder und immer wieder Blutrache zu üben. Klar, Gerechtigkeit muss sein. Wenn der mich prügelt, prügel ich zurück, was wiederum ihn veranlasst, mich zu prügeln, was wiederum ... wow. Ich bin beeindruckt. Dann hat wenigstens jeder was zu tun und keiner kommt auf dumme Gedanken, nicht wahr? Satire Ende, übrigens.
Nur: ich weiss auch keine andere Möglichkeit. Im Zweifel tät ich es genauso.