@ Murmeltier
Was ist das denn für eine Begründung:
Zitat |
Ich habe die "neue Rechtschreibung" nicht gelernt! |
Die ist ja nun inzwischen nicht mehr gerade neu zu nennen sondern schon volljährig - warst du damals schon zu alt, was Neues zu lernen?
Natürlich war auch viel Kokolores in der Reform, was eher zu Verwirrungen als zur Vereinfachung führte (Groß- und Kleinschreibung z. B.). Aber ausgerechnet die Regelung um ß oder ss ist um Klassen besser, als jede alte Rechtschreibung je war. Weil sie zum ersten Mal logisch angegangen wurde und auch jeder Fremdsprachler diese Regel mit ein wenig Übung anwenden kann. Ich hatte die in 2 Minuten drin und habe selbstverständlich auch noch nach der alten Rechtschreibung schreiben gelernt.
Und dass man selbstständig jetzt mit 2mal st schreibt, finde ich ebenfalls logischer, als irgendeine Ableitung vom Wort selb. Sogar die von dir erwähnte Regelung der 3fach Konsonanten ist einleuchtender als die immer wiederkehrende Frage "steht ein Vokal oder ein Konsonant davor und bei welchem dieser Fälle kam um Himmels Willen nochmal dann der 3. Konsonant?" :keineahnung:
Heute schreibt man einfach immer 3 Konsonanten, wenn sie denn zufällig hintereinander stehen. Was ist da so schwer dran zu lernen? Es vereinfacht doch ungemein, ohne irgendwie auch nur im Ansatz falsch zu sein. Auch der Stängel scheint mir vereinfachend, da jeder das erst einmal von Stange ableiten würde.
Wie seriös die ein oder andere Zeitung ist, darüber will ich mir gar kein Urteil erlauben. Vielleicht steckt auch einfach eine gehörige Portion Faulheit dahinter, wenn alte Presse-Säcke sich neue Schreibweisen aneignen sollen. Allerdings habe ich bei Durchsicht der HP sowohl von Stern als auch
SpiegelSollte es bei der Print-Ausgabe tatsächlich noch die alte Schreibart geben, dann könnte diese Zweigleisigkeit ja auch daran liegen, dass man evtl. befürchtet, dass die Mehrheit ihrer Leserschaft der Print-Ausgaben sich in einem Alterssegment bewegen, das mit einer Reform einfach überfordert ist und aufgrund eines vermeintlich schlecht aussehenden (weil ungewohnten) Schriftbildes außerstande ist, dem Inhalt zu folgen - um welchen es eigentlich in einer seriösen Zeitschrift oder Zeitung gehen sollte.
Zu meiner Jugend gab es bereits eine Rechtschreibreform und meine Eltern wetterten dagegen genau so, wie vor 16 oder 18 Jahren die Altvorderen auch gewettert haben. Auch ich habe bei manchen Änderungen mit dem Kopf geschüttelt und manches ist ja auch inzwischen revidiert worden. Aber trotzdem war in meinem Beruf mit reichlich Schriftverkehr vollkommen undenkbar, auf Dauer bei der antiquierten Schreibweise zu bleiben, wenn jedes Kind in der Schule die reformierte Grammatik und Orthografie lernt. Ganz davon abgesehen, dass ich 3 Kinder durch die neue Rechtschreibung geleiten musste. Da kommt es nicht gut, auf die Einhaltung der alten zu pochen und den Kindern alles falsch beizubiegen.
Jeder hat natürlich das Recht, überholten oder modifizierten Regelungen nachzutrauern. Man kann auch der Zeit der Kohlenfeuerung nachtrauern, dem Zwischengas und den Grenzen von 1914. Trotzdem sollte man doch die allgemeinen Regeln anerkennen und befolgen und nicht nur darauf pochen, dass früher alles besser war. Sonst können wir ja gleich wieder nach den Regeln von 1860 schreiben, wo sicher auch alles viel besser und schöner aussah als 1990.
Dass deine früheren Klassenlehrer die Reform ablehnen, leuchtet ein. Die sind ja noch älter als du und noch länger an die alte gewöhnt.
Einerseits regen die Gegner sich darüber auf, dass man immer beliebiger schreiben darf (sogar lt. Duden), andererseits sind jedoch genau diese Leute es, die eine gewisse Beliebigkeit geradezu fordern. Die eine Zeitung hält sich an die neuen Regeln, die nächste meint, sie hätte die Aufgabe die alten Regeln verteidigen und durchhalten zu müssen. Aber leider sterben die Alt-Rechtschreibler ja irgendwann aus und dann kaufen die ganzen Jüngeren diese Oldtimer-Blätter nicht mehr, weil sie das Schriftbild schon sehr ungewöhnlich finden werden. Würdest du eine Zeitung kaufen, die noch in Sütterlin gedruckt ist? Weil die alte Schrift doch viel schöner aussah als dieses neumodische lateinische Schriftbild? Ist doch alles Geschmackssache, was
unsäglich ist oder nicht, nicht wahr? :pfeifen:
Spätestens wenn es an die Verkaufszahlen geht, dann sollst du mal sehen, wie fortschrittlich plötzlich die Rechtschreibung auch in den Protest-Blättern sein wird. ;)
Welche Zeitungen nutzen denn eigentlich überhaupt noch die gute, alte Rechtschreibung? Konnte es auf die Schnelle nicht finden im net, aber du kennst die doch bestimmt.
Bearbeitet von CracklinRosie am 19.08.2014 22:09:23