Ich erinnere mich noch ganz gut an ein Ereignis von 1983, Ende August fand wie jedes Jahr das
Gäubodenfest im niederbayerischen Straubing statt, das ich besuchte. Ich dachte mir nichts schlimmes und ging so für mich hin, als mir unvermittelt ein junger Kerl, kaum älter als ich, in den Weg trat. Mit halbgeöffnetem Hawaiihemd, Goldkettchen auf dem Brustfell und künstlicher Pudel-Dauerwelle :kotz: , so wie man sich damals das Klischeebild eines Ibiza-Urlauber-Proleten vorstellte. Nachträglich erst fiel mir auf, dass er einen Begleiter dabei hatte, der uns aus einem kleinen Abstand beobachtete.
Dieser junge Kerl stand wie von ungefähr so, dass ich nicht mehr weitergehen konnte und verwickelte mich sofort in ein Gespräch. Mit einem genauso simplen wie alten Trick: "Kennen wir uns nicht von irgendwoher?" Ich muss gestehen, ich ließ mich darauf ein *schäm* , wobei mir wahrscheinlich imponiert hatte, dass er mich siezte. Mit einer aufgesetzten Lockerheit kitzelte er etliche persönliche Daten aus mir heraus und füllte immer wieder ein Feld in einer Art Formular aus, das er dabei hatte.
Jetzt wird es interessant: Im Laufe der Show hatte er das Formular vollständig ausgefüllt. Und hielt mir mit einer theatralischen Geste Formular und
Kugelschreiber vor den Körper, so dass ich schon reflexartig danach greifen wollte, begleitet von der wie beiläufig hervorgebrachten Bemerkung "Wenn S ma da schnell unterschreiben täten...". Um was es ging, entweder eine Zeitschrift oder eine Buchclub-Mitgliedschaft weiß ich nicht mehr genau. Ich konnte mich dann doch beherrschen und antwortete ihm, zunächst auf sehr freundliche Art, dass ich eigentlich doch nicht unterschreiben möchte. Er setzte daraufhin mit seiner flockig-lockeren Art das "Gespräch" fort, und es gelang ihm noch ein paar Mal, mir Formular und Kugelschreiber theatralisch zu präsentieren ("Wenn S ma da..."). Nun mag ich es aber gar nicht, wenn jemand nicht fähig ist, auf von mir vorgebrachte Argumente oder Einwände adäquat zu reagieren, und lehnte immer deutlicher und unfreundlicher ab. Zu guter Letzt war ich dann sehr deutlich, "Nein, ich unterschreib nicht!!". Auf einmal stand der Bursche etwas ratlos da, und jetzt wird es wieder interessant:
Sein Begleiter rief ein genervtes "Komm, gehen wir" zu uns. Etwa so wie ein
Lehrer, der den Schüler an der Tafel, der absolut nichts gelernt hat, wieder auf seinen Platz schickt. Worauf sich der Bursche trollte und ein wenig wie ein begossener Pudel wirkte.
Offensichtlich war der Begleiter sein Ausbilder, und die praktische Prüfung war danebengegangen.
Zur "theatralischen Geste" werde ich mich in einem späteren Beitrag noch äussern.
Ich wollte eigentlich darauf hinaus, dass ein Nein oder ein "kein Interesse" natürlich richtig ist, die Drücker aber darauf trainiert werden, weiterzumachen. Eigentlich sind das simple psychologische Übungen, die sie praktizieren. Aber welche/r Normalverbraucher/in hat schon solche psychologischen Kenntnisse, dass er erfolgreich kontern könnte. Meine Waffe :glühbirne: ist, dass ich mich gar nicht mehr auf eine Diskussion einlasse. Mein Nein heisst nein, Mein "kein Interesse" heisst kein Interesse, und dabei bleibt es. Und Höflichkeit ist zunächst kein Widerspruch: Ich kann solange höflich sein wie ich will. Bis ich eben nicht mehr höflich sein will :teufel: .
Bearbeitet von Onkel Robert am 31.01.2009 10:39:54