Ich musste vor einiger Zeit selbst die Hilfe eines Urologen in Anspruch nehmen, als der meiner Krankenakte entnahm, welchen Beruf ich ausübe, fragte er mich, wie es mit der Toilettensauberkeit an unserer Schule aussehe. Im Laufe des weiteren Gespräches berichtete er aus seiner Arbeit, dass die Anzahl der Schülerinnen, die er wegen
Entzündungen der Harnwege oder krankhaften Harndranges in den letzten Jahren zu behandeln hatte, um mehr als das Doppelte angestiegen sei. Ursache in den meisten Fällen war, dass die Mädchen sich davor ekelten, in der Schule die Toiletten zu benutzen. Sie halten dann solange ein, bis sie nach Hause kommen. Mit Zunahme der Schulen, die auf Mittagsbetreuung und Nachmittagsunterrricht umstellen, ist das eine verdammt lange Zeit zwischen dem letzten Toilettengang zu Hause vor der Schule und dem ersten Gang zuhause nach der Schule und trifft immer mehr Schüler/innen.
Ich denke, dass man als Elternteil auch diesen Aspekt beachten sollte, bevor man groß verkündet, Toiletten in der Schule sollten gebührenfrei sein. Was sein sollte und was ist, das unterscheidet sich gewaltig in unserem Staate, ohne, dass es irgendeinen der Zuständigen stört. Die haben ihr sauberes Klo in den Schulverwaltungsbehörden, deren Mitarbeiter haben vermutlich noch nie eine der verdreckten und verwüsteten Schul-Toilettenanlagen am Ende eines Unterrichtstages gesehen. Beweist nicht die Schulpolitik der letzten Jahrzehnte, dass es nicht um das Wohl der KInder geht, sondern darum Parteiprogramme zu verwirklichen? ´Rin in die
Kartoffeln` nach der einen Landtagswahl , `raus aus den Kartoffeln` nachdem bei der nächsten Landtagswahl eine andere Partei das Sagen hat - Kontinuität im Lernen, was ist das? Vielleicht ist es in NRW besonders schlimm und in anderen Bundesländern etwas überlegter und besser vorbereitet: wir haben es manchmal gerade eben geschafft die Regierungsvorgaben bezüglich der Unterrichtspläne für die einzelnen Fächer bis zur nächsten Wahl schulintern umzusetzen, da kamen mit einer neuen Regierungspartei bereits wieder andere, gegensätzliche Vorgaben. Vier Jahre Planung für den
Papierkorb! Glaubt da wirklich einer noch an das Interesse unserer Schulpolitiker und Schulverwaltungsmenschen an den Kindern? Und die Pippiprobleme dieser KInder? Pippifax!
Unsere Kinder werden zerrieben in den Mühlen der Schulpolitik, da sollte man ihnen den Alltag nicht noch schwerer machen, indem man ihnen wegen ideologisch angehauchter Ansichten das Klogeld verweigert.
Man hat als Eltern ein nicht unerhebliches Mitspracherecht in Schulen. Sobald es aber darum geht, auch wirklich mitzusprechen und mitzuwirken (Klassenpflegschaften, Elternvertreter in Fachkonferenzen, Schulpflegschaften, Schulkonferenzen), drücken sich die meisten Eltern. Da darf man sich nicht wundern, wenn es nicht so läuft, wie man es gerne für die eigenen Kids hätte! Die Eltern, die sich am wenigsten in der Schule ihrer Kinder zeigen, sind die, die sich am lautesten über (angebliche) Missstände beschweren, und oft auch die, die den ganzen Tag nur zuhause ´rumhängen.
Schulleiter fürchten negative Schlagzeilen, sie führen dazu, dass die Anmeldezahlen für die Eingangklassen des nächsten Schuljahes sinken. Weniger Schüler, weniger Lehrerzuteilungen, um die Stellenbesetzung muss jeder Schulleiter in jedem Schuljahr kämpfen. Wenn Eltern aus ihrem Trägheitsmodus kommen und sich gemeinsam für ihre KInder gegenüber der Schulleitung für bessere Lern- und Arbeitsbedingungen einsetzen, dann wird daraus auch was - nicht in der nächsten Woche, aber längerfristig. Und das sollten einem die eigenen Kinder doch wert sein!