Tja... das liebe Thema
lernen...
Wir haben 3 Söhne (Zwillinge an Bord) und jeder hat anders gelernt bzw. nicht gelernt. Es hängt von so vielen Faktoren ab und vor allem: vom Kind selbst.
Ich behaupte mal, dass alle Drei nicht auf den Kopf gefallen sind, sondern im Gegenteil sogar recht helle im Köpfchen. Leider geht nicht jeder damit entsprechend um. Unser Ältester kann z. B. partout nicht auswendig lernen (wie ich z. B. auch nicht). Formeln, die er nicht ableiten kann, kann er auch nicht auf Dauer, sondern allenfalls für die anstehende Klausur, was einen nicht wirklich weiter bringt auf Dauer. Zum Glück konnte er in Mathe immer alles ableiten und auch in
Chemie und Physik. Bei den Sprachen hatte er (wie ich) immer Probleme mit den Vokabeln, die Grammatik flutscht aber nur so. Die "unwichtigen" Fächer funktionieren je nach Neigung sehr gut bis befriedigend (danke für das helle Köpfchen!). Mit ihm haben wir nach den ersten 3-4 Schuljahren praktisch nichts mehr tun müssen - er hat sein Ding durchgezogen und ein gutes Abi gemacht. Allerdings nicht auf dem Gym, da das mit ziemlicher Sicherheit tödlich gewesen wäre für ihn, denn er ist ein typischer Schüler
alten Unterrichts, der 85 % seines Wissens aus dem Unterricht bezieht. Daher ist er auch während des Studiums untergegangen, hat aber auf seine typische Art sofort dieses Manko erkannt und flugs abgebrochen und eine Ausbildung angefangen.
Der nächste Sohn lernt, was er sieht - wenn er was sieht. Mit einem goldenen Blick und Gedächtnis gesegnet hätte er es sicher am leichtesten von allen Dreien haben können. Interessiert ihn das Thema (oder gleich das ganze Fach *haha*) nicht, dann sieht er alles, aber nicht mehr den Lehrer oder die Tafel. Und Bücher sind eh nur zur Stärkung der Arm- und Schultermuskulatur geschaffen worden. So lange der Grips reichte, alles unbedingt erforderliche noch mitzubekommen, kam er noch ganz gut durch. Sobald Arbeit angesagt war, war Ende. Mit ihm haben wir sicher noch im 7. und 8. Schuljahr immer wieder mal gearbeitet. Die Ansage lautete, dass er jederzeit fragen konnte, wenn er Probleme mit dem Stoff haben sollte. Ärger gab es jedoch dann, wenn er wegen Faulheit Arbeiten daneben haute. Er ist der typische kluge Faulpelz der nicht bereit ist zusätzlich für die Schule etwas zu tun, was keinen Spaß macht (z. B. Bio machte immer seeeeeehr viel Spaß und auch Chemie war cool und Mathe - zumindest so lange er nichts dafür tun musste, denn in der 11 hörte da auch der Spaß auf). Irgendwann haben wir uns ausgeklinkt, weil er einfach alt genug war, sein Leben selbst zu versauen bzw. es auf die Reihe zu kriegen. Das war der schwierigste Part für uns als Eltern und es fällt mir jetzt noch nicht leicht. Aber es ist sein Leben und hätte ich es noch einmal zu entscheiden, würde ich das früher tun!
Der andere Zwilling ist das einzige Arbeitstier unter den Dreien. Er hat gerade sein Studium begonnen und ich bin fast sicher, dass er es so durchzieht, wie es vorgegeben ist. In der Grundschule war genauso harte Arbeit für mich angesagt, weil er ein absoluter Chaot ist. Seine Schrift eine Sauklaue und seine Hefte waren zum
Haare raufen. Dafür stimmte aber der Inhalt. Da habe ich ihn nun wirklich nicht wie ein Helikopter sondern wie ein Kampfhubschrauber umkreist. Das Kind konnte nichts dafür, denn er hat attestierte feinmotorische Probleme. Jahrelang wurden Ergotherapeuten konsultiert (schon im Kindergartenalter) und ich habe manchen Elternsprechtag damit zugebracht, den Lehrkräften klar zu machen, dass er nicht so schreibt um sie zu ärgern, sondern dass er einfach nicht deutlicher schreiben kann. Ab der 6. Klasse ungefähr kam - wie bei unserem Ältesten auch - der Klick im Gehirn, dass man am unproblematischsten leben kann, wenn man einfach seinen Schulkram erledigt und dann noch Spaß genug hat am Rest des Tages. Auch er hat alle Antennen im Unterricht auf Empfang und macht lediglich noch den Schreibkram zu Hause. Er ist der Einzige, der es schaffte auch die ungeliebten Fächer so zu lernen (notfalls auswendig lernen für die Klausuren), dass er immerhin ein Abi mit 1,5 hingelegt hat. Wenn er was nicht verstanden hat, kam er fragen und wir haben versucht, ihn dann zu unterstützen oder was zu erklären. Er hat sogar die Fremdsprachen so durchgezogen, dass er Französisch als Abi-Fach wählte. Eine Sprache, die in unserer Familie niemand gelernt hat. Er setzt sich Ziele und arbeitet darauf hin - so macht er es bisher auch im Studium, was bei Mathe nicht gerade einfach zu sein scheint.
Jetzt habe ich einen Roman geschrieben - nur keinen Rat. Weil man keinen geben kann. Was bei dem einen Kind funktioniert, haut bei dem anderen gezielt daneben. Jedes Kind hat seinen eigenen Stil und Weg. Keines unserer Kinder wäre für das Gymnasium gemacht gewesen, weil sie zu wenig Ehrgeiz hatten und alle in einem gewissen Alter latent faul waren. Hier in NRW wird ja leider schon mit 9 Jahren der Schulweg entschieden und genau in diesem Alter wären sie gnadenlos untergegangen im Gym und vermutlich hätte keiner sein Abi gemacht - schon gar nicht mit 1,5 und 2,0. Hier im Gym herrscht leider oft der Wahlspruch "Friss oder stirb!" und nach der 6 sind mal eben 30-40 % der Kinder raus aus dem Rennen. Zumal seit G8, weil dann auch noch fast 1 Schuljahr gerade in der 5 und 6 rein geholt wird. Du glaubst nicht, wie viele Mit-Grundschüler aufs Gym gingen (mit sehr guten Grundschulnoten) und nach und nach die Schulen verlassen haben. Das finde ich dann schon oft sarkastisch, dass ausgerechnet die, die erst auf die Realschule gingen, dann letztlich doch das Abi machten - und nicht die Gymnasiasten. :pfeifen:
Wenn ich ratgeben soll, würde ich sagen: Sucht gemeinsam den Rat eines (Schul)Psychologen! Er ist darin geschult, die Lern-Veranlagung und Familienstruktur relativ schnell zu erkennen und kann dann auch evtl. wertvolle Tipps geben.